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Warum ich so klug bin

Um die Bürger von den wirklichen Problemen des Landes, der Massenmigration und dem wirtschaftlichen Niedergang, abzulenken, tabuisiere die Ampelkoalition diese und beschäftige die Bürger mit Scheinproblemen und Scheinlösungen

Ein Beitrag von Malte Fischer

Nobert Bolz, Medienwissenschaftler und Autor des Buches „Der alte, weiße Mann“, liest der Ampelkoalition in einem polemischen Essay für die WirtschaftsWoche die Leviten. Um die Bürger von den wirklichen Problemen des Landes, der Massenmigration und dem wirtschaftlichen Niedergang, abzulenken, tabuisiere die Ampelkoalition diese und beschäftige die Bürger mit Scheinproblemen und Scheinlösungen, so Bolz: „Solange über non-binäre Toiletten und Hitzeschutzmaßnahmen diskutiert wird, können die Elefanten ungestört herumtrampeln.“

Die besonders medienwirksam in Szene gesetzte feministische Außenpolitik von Annalena Baerbock könne man vor dem Hintergrund der Unterscheidung von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik nur als einen „Amoklauf der Tugend“ bezeichnen. „Man sieht die Leiden des fernen Afrikas – und übersieht die Nöte des eigenen Nachbarn, will sagen: das Gespür für die Sorgen der Deutschen“, schreibt Bolz. 

Die „woke“ Freiheit, wie sie sich im Selbstbestimmungsgesetz manifestiert, kontrastiere auffällig mit dem allumgreifenden Paternalismus, mit dem die Regierung sich anschickt, den Alltag der Bürger in staatlich vorgedachte Bahnen zu lenken, so Bolz. 

Unterstützt werde die Politik der Bundesregierung von einer „permanenten Katastrophenrhetorik in vielen Arenen der Politik, der Medien – und leider auch der Wissenschaft: Allüberall begegnet man inzwischen Forschern, die sich überwiegend als Aktivisten verstehen und „Druck machen“ wollen. Ihr Mantra lautet: „follow my science“. Diese Gefälligkeitswissenschaftler werden von den öffentlich-rechtlichen Medien gerne als unabhängige Experten präsentiert. Sie verdecken das doppelte Problem, dass die Politik entscheiden muss, bevor Wissen da ist. Und dass die Politik immer nur der Wissenschaft folgt, die der Politik folgt.“

Bolz weiter: „Wir erleben ein Bündnis der Betreuer und der Betreuten – eine Entmündigungspraxis, die sich auch in der Inflation der Beauftragten für Marginales und in der drölften Maßnahme zur sogenannten Demokratieförderung zeigt.“

Das von der Bundesregierung versprochene Wirtschaftswunder werden „all diejenigen erleben, denen es gelingt, ihren gesunden Menschenverstand davon zu überzeugen, dass die ungesteuerte Migration den Fachkräftemangel behebt, Rezession ein ökologisch erwünschtes „Degrowth“ und Entindustrialisierung ein segensreicher Fortschritt ist“, schreibt Bolz. 

Bolz schließt seine Polemik mit den Worten: „Wir plakatieren unsere Apokalypseangst, expedieren uns in Wirtschaftswunderwolkenkuckucksheime – und präsentieren uns als Retter der Welt. Nur folgt uns niemand. Und leider fragt auch niemand: Warum nur wir – und ausgerechnet wir? Vielleicht findet sich die Antwort ja eines Tages in der Autobiografie von Robert Habeck, und zwar in einem Kapitel, das dann wohl einen Nietzsche-Titel aus „Ecce Homo“ trägt: „Warum ich so klug bin.“

Erschienen auf LinkedIn

Malte Fischer ist Chef Economist der WirtschaftsWoche