Er ist schleichend, giftig und tödlich.
Der Alltagsfrust
Vier Fälle zum Abgewöhnen…
Nachlässigkeit.
Flur: Schon als er ‚reinkommt, hört er sie telefonieren – wie immer. Mit ihrer Mutter, Freundinnen, Cousinen. Endloses Geplapper – über ihn, die Beziehung,andere Leute.
Wohnzimmer: Sie hat wieder Leier-Leggins und Sweatshirt an. Darunter: Strandschlampen-Unterhosen, obwohl er ihr unzählige Seidenslips mitgebracht hat. Seit sie zusammen wohnen, gibt’s Grobstrick und Schlabberhose.
Schlafzimmer: Sie tut’s. Wie immer. Sie gibt keinen Laut von sich. Und streichelt ihm die ganze Zeit dieselbe Stelle auf dem Rücken. Zwei Sekunden nach seinem Orgasmus fragt sie: „Bringst du morgen Katzenstreu mit?“
Egozentrik.
Skiurlaub: In Norditalien. Von morgens um acht bis zum letzten Lift powerter sich auf der Piste aus. Dann schaufelt er das Essen in sich ‚rein. Danach: Romantisches Bergdorf? Glitzernder Schnee in Mondschein? Er muss (!) schlafen, die harten Pisten brauchen ihn.
Zu Hause: Dreimal in der Woche geht’s zum Training. American Football. Starke Typen. Aber vor dem Punktspiel kein Sex. Und vor dem Training auch nicht. Verbleiben nach Adam Riese …
Ausflug: Neulich gab’s kein Training und kein Spiel am Sonntag, sonder einen Spaziergang. Eine halbe Stunde war’s schön. Dann klingelte sein Handy, die Ex. Eine Stunde „brauchte sie dringend Tipps für den Job“. Zappenduster auf Wolke sieben.
Bemuttern.
Montag: Anfangs fand er es schön, dass sie extra mit ihm aufstand. Aber jetzt – sie schmiert Brote, sammelt Fusseln vom Jacket und legt die passende Krawatte ‚raus. „Du brauchst mich nicht zu bemuttern“, wehrt er sich. Vergeblich. Abends kommen Freunde. Egal, was er sagt, sie quietscht, findet alles toll. Die Freunde gucken peinlich berührt weg.
Mittwoch: Er hat abends einen Geschäftstermin. Mit wem? Wo? Wann ist er wieder zu Hause. Selbst vor Kontrollanrufen bei Freunden und Kollegen schreckt sie nicht zurück.
Freitag: Heute soll alles wieder gut sein. Romantik, Kerzen, Champagner, „Candle ni the wind“. Kein Pardon. Genauso wie sie neulich barfuss im Regen tanzen wollte und in jedem Urlaub ein Foto machen lässt, auf dem sie sich küssen.
Sonntag: Er schlägt die Augen auf. Ihre ersten Worte: „Ich will ein Kind von dir.“
Hobbys.
Leuchttisch: Seit Stunden sortiert er Dias und Fotosabzüge. Dafür steht er im Urlaub ewig in der Gegend ‚rum, um bestes Licht zu erwischen.
Bettvorleger: Im Halbschlaf hört sie ihn am Sonntag Morgen ‚rumtapsen, schlägt ihre Deckezurück. Bestimmt will er zu ihr ins Bett. Er beugt sich vor. Sie öffnet die Augen: Gummi! Dunkelgrünes Gummi! Hüfthohe Wattstiefel. „Ich geh‘ angeln, Schatz.“
Sofa: Abends. „Sportschau“. Er setzt sich, schlingt noch ein paar Chips ‚rein, und kurz nach dem Abpfiff hört sie es: chrrrrr, fffffft.
Bilanz: Alltag kann tödlich sein.
Seien Sie tapfer. Lassen Sie sich einwickeln.
Aber lassen Sie sich nicht gehen.
