Linda McMahon ist Trumps neue Bildungsministerin. Sie baute mit ihrem Mann den größten Wrestlingverband der Welt auf – ein Milliardenunternehmen. Nun soll sie das US-Bildungsministerium abwickeln.
Ein Kommentar von Cora Stephan
Der Internationale Frauentag: Eine sozialistische Errungenschaft! Ganz wie unser Bundespräsident, der Herr Steinmeier. Der hat den „Frau’n gehört die Welt“ zu diesem Festtag denn auch in gewohnter Voluminösität gratuliert und den sinkenden Anteil weiblicher Abgeordneter im neuen Bundestag bemängelt, denn mit 32,4 Prozent hätten sie keine Sperrminorität mehr. „Wenn unsere Demokratie ein Frauenproblem hat, dann hat unser Land ein Demokratieproblem.“ Klar, zur Demokratie braucht man eine Sperrminorität.
Nun hat sich der Anteil der Frauen auch in Parlamenten auf Landesebene oder in den Kommunen kaum verändert – und womöglich liegt das gar nicht daran, dass die „Demokratie ein Frauenproblem“ hat, sondern dass viele Frauen keine Lust auf das politische Spiel und einfach Besseres zu tun haben. Erhöhen könnte man ihren Anteil nur durch – Quotierung.
Wohin das führt, wenn kein anderes Kriterium gilt als das Geschlecht, hat vor allem die vergangene Legislaturperiode gezeigt. Kaum etwas hat mehr Schaden für den Feminismus angerichtet als die durch die Quote begünstigte Ansammlung von ideologischer Verbohrtheit und Inkompetenz. Viele Frauen (und Männer) hätten gern darauf verzichtet, von Frauen wie Annalena Baerbock oder Lisa Paus oder Nancy Faeser oder – wie hieß sie noch? Christine Lambrecht – „repräsentiert“ zu werden. Und bedeutet die Ablehnung dieser traurigen Gestalten tatsächlich Frauenfeindlichkeit – oder nicht vielleicht das krasse Gegenteil?
Eine standfeste Trumpistin
Nein, nicht alle Frauen in der neuen Trumpadministration sind nach meinem Geschmack, aber sie haben etwas, was vielen deutschen Politmamsellen fehlt: Lebenspraxis. Naja: eine will ich ausnehmen, und das ist die allseits beliebte Saskia Esken. Sie immerhin hat Hintergrund: Sie hat das Politikstudium abgebrochen, war Straßenmusikerin, hat in Kneipen gekellnert und Pakete ausgeliefert, war Chauffeurin und Schreibkraft an der Uni Stuttgart. Das ist weit mehr als das angebliche Völkerrechtsstudium von Annalena Baerbock – naja, immerhin war sie Trampolinspringerin, das ist auch nicht zu verachten.
Einen noch spektakuläreren Hintergrund aber hat die 76-jährige Linda McMahon, die das Bildungsministerium züchtigen soll, das Donald Trump eigentlich abschaffen wollte. Sie versuchte sich gemeinsam mit ihrem Mann in den 1970er Jahren als Bauunternehmerin. Der Konkurs kam nach gut einem Jahr, das Haus wurde versteigert und das Auto von der Leasingfirma abgeholt. Linda McMahon war damals mit ihrem zweiten Kind schwanger. Doch als echte Amerikaner standen die McMahons auch nach einem so tiefen Fall wieder auf. Vincent und Linda McMahon übernahmen die Firma seines Vaters, der Wrestling-Kämpfe veranstaltete, und bauten sie zu einem Milliardenunternehmen aus – mit Stars wie Hulk Hogan. Mittlerweile ist das World Wrestling Entertainment (WWE) der größte Wrestlingverband der Welt. Auch Trump ließ sich immer wieder beim WWE sehen – etwa beim Battle of the Billionaires mit Vincent McMahon. Peinlich, gell? Derlei plebejische Vergnügungen dürften den meisten in Deutschland zutiefst fremd sein, wir sind ja eher an Kanzler Scholz und Bundespräsident Steinmeier gewöhnt.
Linda McMahon leitete das Unternehmen von 1980 bis 2009 und führte in der ersten Amtszeit von Trump die Behörde zur Förderung von Kleinunternehmen. Die McMahons unterstützten die Wahlkämpfe Trumps mit vielen Millionen. McMahon ist eine standfeste Trumpistin, sie leitete das „America First Policy Institute“, einen 2021 gegründetn Thinktank zur Unterstützung von Trumps Agenda. Dass derlei Linda McMahon nicht unbedingt zur ersten Wahl in Sachen Bildung macht, mag sein. Doch man muss nichts von Bildung verstehen, wenn es darum geht, die von Jimmy Carter 1979 zu einem vollwertigen Ministerium aufgewertete Behörde abzuschaffen – beziehungsweise die Verantwortung für Bildung wieder an die Gliedstaaten zu geben.
Und natürlich geht es ganz im Sinne Trumps darum, Gender-Ideologie und DEI-Programme zurückzudrängen – und Antisemitismus zu bekämpfen, etwa bei pro-palästinensischen und israelkritischen Aktivisten an den Universitäten. Und dafür ist McMahon gewiss die Richtige. Sie ist toxisch genug.
Ein Beitrag auf Achgut.com
Dr. Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin
