Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
„Talmud“
Richtig? Falsch.
Es spricht ja nichts dagegen, negative Gedanken vermeiden zu wollen. Auffällig ist jedoch , dass bei allen sich bemühenden Zitierenden jede Quellenangabe außer „Talmud“ fehlt.
Das mag sicherlich daran liegen, dass es im Talmud keine solche Textstelle gibt, die man zitieren könnte.
Ein Text über die eigenen Gedanken scheint aber nun ganz wunderbar in aktuelle Zeiten zu passen, in denen alle geistigen Ergüsse irgendeiner „Neo“-Bewegung zugeschrieben werden (müssen) und die eigene Nabelschau unbedingt das Etikett „esoterisch“ abschütteln muss.
Zum Beispiel demnächst wieder als tiefgründiger (und bitte besinnlicher) Weihnachtsgruß, inklusive Zitatangabe…
Tatsächlich wird die Verbreitung dieses Textes einem englischen Dichter namens Charles Reade zugeschrieben. Im Original also:
We sow a thought and reap an act; We sow an act and reap a habit; We sow a habit and reap a character; We sow a character and reap a destiny.
Charles Reade (8. Juni 1814 – 11. April 1884)
Auch der englischen Dichter hat diesen Text nicht im Ursprung kreiert, sondern es handelt sich hierbei mutmaßlich um die Abwandlung eines chinesisches Sprichwortes.
Und dafür gibt es dann doch bestimmt irgendein „Neo“…
